BVT* begrüßt neue Handreichung zu Transsexualität der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Berlin, am 2. Mai 2018 – Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat kürzlich unter dem Titel „Zum Bilde Gottes geschaffen“ eine Handreichung zu „Transsexualität in der Kirche“ herausgegeben. Damit setzt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau den Dialog und die Annäherung an das Themenfeld Trans* fort, die unter der Leitung ihres Kirchenpräsidenten Dr. Dr. h.c. Volker Jung mit einer Fachtagung im Februar 2016 an der theologischen Fakultät der Goethe Universität Frankfurt begonnen wurde.

Dazu erklärt Esther Lau vom BVT*-Vorstand:
„Die BVT* begrüßt, dass diese Landeskirche eine Fachgruppe ‚Gendergerechtigkeit‘ eingesetzt hat, in der erstmalig vor allem trans* Personen selbst zu Wort kommen und an dieser Handreichung mitarbeiten konnten. Dabei zeigt sich eine veränderte Sicht auf Trans*, bei der nicht allein die Sichtweise der Mediziner_innen angeführt, sondern auch auf verschiedene theologische und andere Begründungen Bezug genommen wird. Der Versuch, Trans* biologisch zu begründen, mag aus Sicht derjenigen, denen es schwer fällt, Trans* bedingungslos zu akzeptieren, verständlich sein – für uns als Bundesvereinigung Trans* kann dies nur ein erster Schritt sein. Die Publikation bietet mit den theologischen Betrachtungen, den persönlichen Stimmen aus der Trans*Community, den biologisch-medizinischen Gedanken und den Anregungen für den gottesdienstlichen und gemeindlichen Alltag insgesamt einen guten weiteren Schritt, damit Trans* im christlich-religiösen Leben Normalität werden kann und baut Menschen in Kirchengemeinden, für die Trans* bislang unbekannt war oder die eine ablehnende Haltung hatten, religiöse Brücken zu diesem Thema. Wir hoffen, dass andere evangelische und katholische Kirchen an dieser Stelle anknüpfen und weitergehen.“

Hintergrund:
In dieser Handreichung werden erstmalig von einer Landeskirche öffentlich einige Paradigmenwechsel vollzogen. So wird u.a. ausführlich auf die von vielen Gegnern von Trans* oft zitierte Bibelstelle 1. Mose 1,27 geklärt, die insbesondere Gegner von Trans* mit „Gott schuf den Menschen als Mann und Frau“ übersetzen und damit Trans* ablehnen, und die richtige Übersetzung geliefert. Diese Bibelstelle lautet eigentlich: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.“

Mit dieser Richtigstellung und auch mit den Hinweisen, wie z.B. auf die Paulus-Bibelstellen, in denen Paulus eine Überwindung der Grenzen von starren männlichen und weiblichen Zuordnungen fordert, bietet diese Handreichung einen guten Ansatz, um Ausgenzungen von Trans* zu überwinden. Mit diesem Text gibt es auch ein klares Bekenntnis, dass es nicht so einfach ist mit der geschlechtlichen Einordung von Menschen, wie es viele Jahrhunderte gepredigt wurde. Die Handreichung gibt viele Hinweise, dass der Mensch auch in der Bibel als androgyn betrachten wurde und es ebenso zur Zeit der Entstehung der Bibel Menschen gab, die nicht in das dualistische Bild von Mann und Frau passten.

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