Heute ist Trans* Tag der Sichtbarkeit

Am 31.3. feiern die Transcommunities den Trans Day of Visibility, den internationalen Tag der Transsichtbarkeit. An diesem Tag stehen die Perspektiven, Erfahrungen und auch politi-schen Forderungen von trans Personen im Mittelpunkt.


Zur Feier des Trans* Day of Visibility veröffentlicht der Bundesverband Trans* ein 90-sekündiges Aufklärungsvideo. Es soll leicht verständlich und bildhaft Fragen rund um Transgeschlechtlichkeit beantworten und bildet den Anfang einer Videoreihe, die im Laufe des Jahres fortgesetzt wird. Ganz konkret werden im Video Fragen wie „Was ist trans?“ und „Was ist nicht-binär?“ beantwortet. Begriffe wie „trans“ oder „nicht-binär“ werden erst seit wenigen Jahren oder Jahrzehnten verwendet, aber Menschen, die Geschlecht auf viele verschiedene Weisen leben, gab und gibt es, seitdem es Menschen gibt. Auch diese Vielfalt soll in dem heute veröffentlichten Video gezeigt werden.

Das Video ist auf fünf Sprachen erschienen: Deutsche Lautsprache, Deutsche Gebärdensprache, Türkisch, Arabisch und Englisch. Sie können auf unserem Youtubekanal und auf unserer Homepage angesehen werden.

Auch auf der politischen Ebene wird heute für Sichtbarkeit gesorgt: Die Aktivistin Emma Kohler hat mehr als 85.000 Unterschriften gesammelt – für ein Selbstbestimmungsgesetz noch in diesem Jahr. Diese Unterschriften werden am heutigen Trans Day of Visibility im Rahmen einer Kundgebung und Demonstration in Berlin an die Politik übergeben. Insgesamt sechs Community-Organisationen haben die Petition unterstützt, darunter auch der BVT. Zahlreiche Redebeiträge werden die Unterschriftenübergabe vor dem Bundestagsgebäude begleiten und die Kernforderung der Petition noch einmal unterstreichen.

Dazu erklärt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans: „Die Abschaffung des sogenannten Transsexuellengesetzes und die Ermöglichung der selbstbestimmten Änderung des Vornamens und Geschlechtseintrags ist längst überfällig. 2022 ist die Zeit mehr als reif für ein Gesetz, das Menschenrechte achtet. Gemeinsam mit den weiteren beteiligten Initiativen und Organisationen fordern wir eine schnelle Umsetzung des Koalitionsvertrags, der die Einführung eines Selbstbestimmungsgesetzes bereits als Vorhaben verankert hat.“


Die wachsende Sichtbarkeit von trans* Personen ruft jedoch nicht nur Zustimmung hervor. Besorgniserregend ist, dass ablehnende und transfeindliche Positionen mehr Zuspruch bekommen. Die Verbreitung von Fehlinformationen nimmt zu. Um diesen Entwicklungen zu begegnen, beantworten wir in der Broschüre „Soll Geschlecht jetzt abgeschafft werden?“ gemeinsam mit dem LSVD Bundesverband insgesamt 12 Fragen, die bei Diskussionen rund um Transgeschlechtlichkeit und dem Selbstbestimmungsgesetz wiederholt aufkommen. Mit dieser Veröffentlichung wollen wir eine Argumentationshilfe bieten und aufzeigen, was auf Unsicherheiten und Nachfragen, die durch die Verbreitung von Fehlinformationen entstehen, erwidert werden kann.

Trotz einiger guter Aussichten auf das kommende Jahr stehen die Transcommunities neben der Einführung eines Selbstbestimmungsgesetzes vor großen Herausforderungen: Trans Personen brauchen einen gesicherten und bürokratiearmen Zugang zu transspezifischer Gesundheitsversorgung. Trans Personen brauchen Schutz vor Gewalt, Unterstützung nach Gewalterfahrungen und flächendeckende community-basierte Beratungsangebote. Besonders Jugendliche, die transfeindlich motiviertem Mobbing ausgesetzt sind, brauchen Anlaufstellen. Trans Personen brauchen die hürdenfreie rechtliche Anerkennung als Elternteil – und zwar in ihrem gelebten Geschlecht. Zudem müssen die Auswirkungen der Pandemie auf die Community-Strukturen als auch auf Einzelpersonen abgefedert werden. Trans* Personen müssen besser vor Diskriminierung am Arbeits- und Wohnungsmarkt, im Bildungssystem und im Gesundheitswesen geschützt werden. Insbesondere für mehrfachdiskriminierte trans* Personen wie trans* Personen mit Behinderung, Schwarze trans* Personen, trans* Personen of Color, trans* Sexarbeiterinnen und viele weitere Personengruppen braucht es mehr Angebote und entsprechend finanzielle Ressourcen. Durch den Krieg in der Ukraine rücken die Erfahrungen von geflüchteten trans Personen mehr in das öffentliche Bewusstsein. Besonders geflüchtete trans* Frauen, die ihren Geschlechtseintrag nicht amtlich ändern konnten, laufen Gefahr am Grenzübertritt gehindert zu. Auch nicht-binäre Personen und trans* Männer, deren Geschlechtseintrag „männlich“ lautet, sind hiervon betroffen. Trans* Personen auf der Flucht sind stärker gefährdet, (sexualisierte) Gewalt zu erfahren. Das Fortsetzen der notwendigen Hormontherapie in Deutschland ist für viele geflüchtete trans* Personen eine Herausforderung.


Um auf all diese Umstände aufmerksam machen und diese verändern zu können, ist steigende gesellschaftliche Sichtbarkeit wichtig. Die Herausforderungen, denen trans* Personen gegenüberstehen, müssen wahrgenommen werden – nur so kann an einer Verbesserung gearbeitet werden. Der Trans* Day of Visibility schafft diese Sichtbarkeit und zeigt dabei gleichzeitig auf: Die Erfahrungen von trans* Personen gehen uns alle an. Denn es geht um den Anspruch auf ein sicheres und menschenwürdiges Leben, und geteilte Werte wie Respekt und Akzeptanz für Vielfalt.

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BVT Grafik. In dunklem Pink steht da "Happy Trans Day of Visibility". Der Hintergrund ist in den Farben den Transflagge: von oben nach unten blau, rosa, weiß, rosa und blau.