BVT* erinnert an 56 Jahre Stonewall: Einsatz für LSBTIQ*-Rechte so wichtig wie noch nie

Als sich queere Barbesucher*innen des „Stonewall Inn“ in New York in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 gegen eine Razzia wehrten, konnte noch niemand vorhersehen, welche Bedeutung dieser Aufstand einmal haben würde: Er war einer der zentralen Wendepunkte der queeren Bewegung und jedes Jahr erinnern die queeren Communities mit Christopher Street Day- und Pride-Veranstaltungen an diesen Aufstand. Sie machen erneut deutlich, dass die Communities Unterdrückung nicht hinnehmen und fordern den Abbau von Diskriminierung, Ausschluss und Gewalt. 

Das „Stonewall Inn“ war als Ort für mehrfachmarginalisierte queere Communities bekannt – und wurde daher von der Polizei verstärkt schikaniert. Es waren Schwarze trans* Frauen und trans* feminine Personen wie Marsha P. Johnson und trans* Frauen und trans* feminine Personen of Colour wie Sylvia Rivera, die der Sexarbeit nachgingen, die sich der Repressionen und der Unterdrückung durch Behörden, Regierungen und der Gesellschaft in den Weg stellten. Ihrem Mut, ihrer Wut und ihrer Entschlossenheit verdanken die queeren Communities die Rechte, die sie heute haben. 

Heute, mehr als 50 Jahre später, beginnt ein neues Kapitel im Kampf gegen Diskriminierung und Unterdrückung: Während international vernetzte Akteur*innen trans*feindliche Kampagnen finanzieren, kommen die Fortschritte, die queeren Menschen mehr Rechte und mehr Teilhabe gebracht haben, nicht nur ins Stocken – sie werden abgebaut: In der diesjährigen Trans Rights Map von der Organisation TGEU sind das erste Mal seit 13 Jahren Rückschritte zu verzeichnen. Die Rainbow Map von ILGA Europe zeigt in diesem Jahr, dass es dabei um mehr geht, als um den Abbau von Trans*rechten: Es geht um die Erosion demokratischer Grundwerte und die Frage, ob die Zukunft weitere Rechte bringt oder mehr und mehr Rechte abgebaut werden. Es geht um die Menschenrechte von jeder einzelnen Person. 

Die Versammlungsfreiheit von queeren Personen ist eines der Rechte, das in Deutschland von rechtsextremer Seite angegriffen wird: 2024 fanden bundesweit über 200 CSDs statt, aber nur 60 % verliefen frei von Störungen und Angriffen: 32 wurden durch angemeldete extrem rechte Demonstrationen und/oder Kundgebungen bedroht. Bei 68 CSDs wurden Störungen und Angriffe auf Teilnehmende sowie die Infrastruktur gemeldet. Es ist zu befürchten, dass sich dies 2025 wiederholt oder sich die Situation verschlimmert: Erste CSDs werden aufgrund der zu hohen Bedrohungslage abgesagt, so wie beispielsweise der CSD in Schönebeck, Regensburg und Gelsenkirchen, Veranstaltungen, die Vielfalt feiern, wie in Bad Freienwalde, werden von vermummten Personen angegriffen. 

CSDs und Pride-Veranstaltungen sind wichtig! Die Paraden sind ein Stück aktiver Widerstand in einer Welt, die queeren Personen viel zu oft sagt, dass sie leise, angepasst und unsichtbar sein sollen. Die queeren Communities feiern dort nicht nur ihre Existenz, sie erinnern die gesamte Gesellschaft daran, dass Diskriminierung und Gewalt nach wie vor allgegenwärtig sind. Besonders trans* Frauen und transfeminine Personen sind oft Gewalt ausgesetzt, besonders wenn sie gleichzeitig auch von Rassismen betroffen sind. Transmisogynie – die Diskriminierungsform, die aus der Überlappung von Trans*feindlichkeit und Frauenfeindlichkeit entsteht – ist eine Gewaltform, die trans* Frauen und transfeminine Personen als Bedrohung und als gewalttätig darstellt – auch und besonders in Situationen, in denen sie sich gegen Gewalt, die sie erfahren, verteidigen oder diese Gewalt benennen. 
 

Wie gefährdet queeres Leben und Lieben ist, zeigen auch die Zahlen zu Hasskriminalität in Deutschland, die weiter und weiter steigen: Im Jahr 2022 wurden 417 Fälle von Gewalt gegen trans*, inter* und nicht-binäre Personen aktenkundig, 2023 stieg die Zahl auf 854 Fälle und im Jahr 2024 lag die Zahl bei 1152 Fällen. Hinzu kommen die Fälle, die sich auf die sexuelle Orientierung von Personen beziehen: 2022 lagen diese bei 1005 Fällen, 2023 stieg die Zahl auf 1499 und im Jahr 2024 auf 1765 Fälle. 

Der Kampf um Selbstbestimmung, Teilhabe und Gleichberechtigung ist noch lange nicht vorbei. Wir sind hier, wir sind queer und stehen für unsere Rechte ein! Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, Seite an Seite zu kämpfen, sich zu organisieren – ob im direkten Umfeld oder in großen Zusammenschlüssen – und für die Gleichberechtigung aller Menschen einzustehen. 

Links zum Thema:

Zahlen zur Hassgewalt 2022 und 2023 im Vergleich

Zahlen zur Hassgewalt 2023 und 2024 im Vergleich

Zahlen zu den Angriffen auf CSDs im Jahr 2024

TGEU Trans Rights Map 2025

Rainbow Map ILGA Europe 2025

Jahresbericht 2024 der Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Dieses Statement ist am 28. Juni 2025 als Pressemitteilung des BVT* erschienen und kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Grafik. Da steht: "Presseerklärung des BVT*. The first pride was a riot" Zeichnung einer Hand mit einem Megaphon. Im Hintergrund ist die Pride-Flagge mit den Farben des Regenbogens zu sehen.