Noch vor wenigen Jahren waren die trans*feindlichen Ansichten, die TERFs (die Abkürzung steht für „trans* exkludierende Radikalfeminist*innen“) äußern, ein Randphänomen. Mittlerweile werden die Sichtweisen und Argumentationslinien von TERFs an vielen Stellen als valide Argumente gegen die Gleichberechtigung und gesellschaftliche Teilhabe von trans* und nicht-binären Personen benutzt. Durch erstarkende antifeministische, verschwörungsideologische und rechtsextreme Strömungen werden sie zudem gesellschaftlich befördert und breiten sich aus.
Um das Phänomen besser zu verstehen und um für die benutzten Argumentationsstrategien gegen trans* und nicht-binäre Personen zu sensibilisieren, veröffentlicht der BVT* heute eine Broschüre mit dem Titel „Was sind TERFs? Oder: Warum manche Strömungen des Feminismus nicht für alle Frauen kämpfen“.
Die Broschüre erklärt auf wenigen Seiten, was mit dem Begriff TERF gemeint ist, woher er stammt und wer durch ihn bezeichnet wird. Sie geht auf zentrale trans*feindliche Argumente ein, die von TERFs bedient werden und zeigt, worauf die Argumentationslinien fußen: Zweigeschlechterordnung sei biologische Realität, auf sexistischen Stereotypen und auf patriarchaler Gewalt. Dabei instrumentalisieren TERFs den Anschein feministischer Interessen und nutzen das Thema des Gewaltschutzes als Deckmantel für trans*feindliche und trans*misogyne Attacken.
Die Broschüre schließt mit einem Appell für Solidarität und breite feministische Bündnisse: Geschlechtsbezogene Diskriminierung und Gewalt betreffen viele Menschen – cis Frauen ebenso wie trans* Frauen, nicht-binäre Personen, inter* Personen und auch trans* Männer. Wenn Personen von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind, erhöht sich dieses Risiko. Die Gesundheit, Sicherheit und das Leben von Menschen stehen auf dem Spiel. Deswegen ist es wichtig, zusammenzustehen und gemeinsam für den Abbau von Diskriminierung und Gewalt zu kämpfen. Das ist das gemeinsame Ziel.
Das Ziel der Veröffentlichung ist, klassischen TERF-Argumentationen zu begegnen und eine andere Perspektive auf Diskussionen zu ermöglichen.
Was andere Organisationen zu der Broschüre sagen:
BAG Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V.: „Der Bundesverband Trans* e.V. behandelt in seiner Broschüre ein oftmals wenig beachtetes, aber umso dringlicheres Thema. Die Vorstellung und Dekonstruktion trans*feindlicher Argumente verdeutlicht uns: Erst wenn der feministische Kampf für eine Gesellschaft frei von geschlechtsspezifischer Gewalt ALLE von dieser Gewaltform strukturell betroffenen Menschen einschließt, kann er erfolgreich sein.“
KOK – Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V.: „Die sehr lesenswerte Publikation dekonstruiert die Positionen, die von TERFs vertreten werden und zeigt auf, dass sie dazu beitragen, ein Klima der Diskriminierung, Gewalt und Ausgrenzung zu fördern. Sie stehen in einem krassen Widerspruch zum feministischen Grundwert der Gleichberechtigung für alle Geschlechter. Es ist wichtig, diese Positionen mit menschenrechtsbasierten Argumenten zurückzuweisen. Auch hier hilft die Broschüre.“
LSVD – Lesben- und Schwulenverband Deutschland e.V.: „Diese Broschüre bereichert die Diskussion um Trans*Sein in der Gesellschaft durch die gelungene und eindeutige Entkräftigung trans*feindlicher Scheinargumentationen. Die Rechte von trans* Personen sind ein feministisches Anliegen.“
BAG kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen: „Diese Broschüre zeigt vor allem, dass Feminismus so notwendig transinklusiv wie eben auch antirassistisch oder antiklassistisch sein muss, sofern das politische Ziel die tatsächliche Gleichstellung aller Menschen ist. Wir können aus der Vergangenheit und den jahrzehntelangen Debatten zwischen den verschiedenen feministischen Strömungen zumindest feststellen, dass ein selektiver Feminismus uns nicht zusammengeschweißt, sondern eher auseinandergetrieben hat. Gerade in Krisen und politisch unsicheren Zeiten, müssen wir zusammenstehen. Dies wird jedoch nicht gelingen, wenn wir vereinzeln, wenn wir mehrfachmarginalisierte Personen nicht schützen und akzeptieren, wenn diese selbst aus „unseren“ Kreisen mit Hass überschüttet werden. Gegen einen selektiven und für einen inklusiven Feminismus für alle!“
Lesben*Ring e.V.: „Als Organisation, die cis, trans* inter* und nicht-binäre Lesben* vertritt, begrüßen wir diese fundierte Broschüre vom BVT*. Sie bietet eine Grundlage für Diskussionen und stellt klar, dass Feminismus solidarisch, intersektional und befreiend für alle Geschlechter sein muss.“
Broken Rainbow e.V.: “Die Broschüre ist setzt sich überaus fundiert mit den Ideologien des TERFeminismus auseinander und legt deren antidemokratische und teilweise rechtsradikale Denkweisen offen. Ein zentrales Element der Demokratie ist die Gewährleistung der gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen an gesellschaftlichen Ressourcen, unabhängig von ihrem biologischen, sozialen oder psychologischen Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung. Selbstbestimmung, auch die geschlechtliche, war immer ein zentraler Aspekt des demokratischen Feminismus. Denn die geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung ist ein grundlegendes Menschenrecht. TERFeminismus spricht Menschen das Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung ab und verwirft somit grundlegende Menschenrechte und damit demokratische Grundwerte. Dieser Strömung entgegenzuwirken durch Aufklärung und Diskussion ist überaus wichtig, denn derzeit sind demokratische Grundwerte – und damit auch Frauen*rechte – in Europa und auch weltweit bedroht.“
Die Broschüre kann auf der Homepage des BVT* als PDF heruntergeladen werden. Druckexemplare können über das Kontaktformular auf der Homepage bestellt werden.
Dieser Text ist als Pressemitteilung erschienen und kann als PDF heruntergeladen werden.